4.000 Jahre Landwirtschaft im Gilchinger Raum

Seit ca. 4.000 Jahren wird Landwirtschaft in Gilching betrieben. Zunächst wurden hauptsächlich die äußerst fruchtbaren Lößflächen am Steinberg und dem Großen Berg beackert. Erst später wurden die weniger ertragreichen Flächen auf der Gilchinger Schotterebene unter den Pflug genommen.Dort und in den Wäldern wurde auch das Vieh geweidet.


Löß

Ein „Lösskindl“, das in tieferen Schichten der Lössablagerung durch Verklumpung entsteht.

Löss oder Löß ist eine „äolische“, d.h. durch Wind verfrachtete Staubablagerung, welche sich im wesentlichen aus Quarz, Glimmer, Feldspat und anderen gesteinsbildenden Mineralien zusammensetzt. Zunächst von sandiger Beschaffenheit, tritt bei zunehmender Feldspatverwitterung Verlehmung ein, womit auch der Tongehalt steigt. In Oberflächennähe ist der Löss in der Regel durch Eisenoxidhydrat gelb bis braun gefärbt.

Man erklärt sich die Lössbildung so, dass zwischen dem Gletscher und dem eisfreien und vegetationslosen Vorland in der Eiszeit ziemlich starke Temperaturunterschiede herrschten, welche zu dauernd kräftigen Winden über dem Vorland geführt haben. Der Wind blies Sand und Staub aus dem Schutt des Eises, aber auch aus dem Vorland selbst aus und verwehte ihn. An Erhebungen, wie z.B. den vorgelagerten Altmoränen, aber auch in Senken schlug sich der Staub nieder und türmte sich örtlich zu sehr mächtigen Ablagerungen auf. Auf dem Altmoränengürtel im Nordosten des Gilchinger Gemeindegebietes ist in der Umgebung des Steinbergs, des Ölbergs, des Großen und Kleinen Berges eine 10-12 m mächtige Lösskappe zu finden. Löss ist besonders reich an Pflanzennährstoffen und liefert an sich einen tiefen, steinfreien Boden; auftretende Kiesbrocken sind aus der Nachbarschaft eingeschleppt. Die kultivierten Lössflächen gehören in unserer Gegend zu den fruchtbarsten Äckern.

Es wird vermutet, dass in der Senke zwischen Ölberg und Steinberg um 1.800 vor Christi die ersten sesshaften Ackerbauern, die „Gilchinger Lössbauern“ siedelten, zumal ja auch unterhalb des Rathauses Reste von sogenannte Hockergräbern aus dieser Zeit gefunden worden sind.


Wölbäcker

Vor allem in Wäldern fällt bisweilen ein welliges Relief auf, das sich oft mehrere hundert Meter ziemlich geradlinig hinzieht. Das ist ein Hinweis darauf, dass hier früher Wölbäcker angelegt wurden. Wölbäcker oder Bifanger bestehen aus mehreren parallel verlaufenden, lang gestreckten Ackerrücken, die oft mehrere hundert Meter lang und gewöhnlich 5 – 20 m breit sind.

Ausschnitt aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry (Quelle: Wikipedia)

Wölbäcker entstanden beim Pflügen mit dem von den Kelten erfundenen Beetpflug, dessen Schar das Erdreich nur nach einer Seite wenden kann. Mit der ersten Furche wurde in der Mitte des Ackerstreifens begonnen, danach wurde Furche um Furche nach innen gepflügt. Beim Hin-und-Herpflügen wurden die Schollen immer zur Beetmitte gewendet. Dadurch entsteht mit der Zeit ein Wölbacker. Die Äcker wurden pfluggerecht als lange, schmale Streifenfluren gestaltet, weil der Beetpflug nur sehr mühevoll gewendet werden konnte.

An den Grenzen des Ackerbeetes entstehen Rinnen, in denen Regen- und Schmelzwasser abfließen kann. Im Zentrum des aufgewölbten Ackerbeetes stehen die Pflanzenwurzeln über dem Bodenniveau der Ackergrenzen, so dass sie in feuchten Jahren auf schweren Böden mit Staunässe trockener stehen. Dagegen erhalten die Pflanzen an den Ackergrenzen in trockenen Jahren eher ausreichend Wasser als die auf der Aufwölbung. Außerdem war auf den Wölbäckern der Boden tiefgründiger und damit ertragreicher, was vor allem auf Moränen und auf der Schotterebene wichtig war.

Wölbäcker wurden spätestens seit dem frühen Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert angelegt, damals allerdings nur noch mit acht Furchen, d.h. zwei Meter breit und 20 – 30 cm hoch. Die Einführung der Dreifelderwirtschaft und die Erfindung des Wendepfluges bedeuteten das Ende der Wölbäcker. Sie sind nur mehr unter Wald oder im Grünland erhalten, weil sie dort nicht überpflügt worden sind.


Ackerbauterrassen

Ackerbauterrassen neben der Rosenburg

Die Terrassen am Ölberg neben der Rosenburg wurden im Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit angelegt. Wegen der Bevölkerungszunahme damals wurden auch sehr ungünstige Lagen bewirtschaftet, um die verfügbare Ackerfläche zu vergrößern.

An Hängen ist aber die Gefahr, dass die Bodenkrume weggespült wird, sehr hoch. Um das zu verhindern, wurde immer quer zur Hangneigung gepflügt. Dadurch bildeten sich ebenere Stufen im Abhang, während die Abschnitte zwischen den Stufen steiler wurden und gegebenenfalls befestigt werden mußten. Dabei konnten die Bauern den in dieser Zeit erfundenen Leitenpflug benutzen, bei dem die Wenderichtung der Pflugschar geändert werden konnte.

Allerdings können sich Terrassen auch auf natürliche Weise durch den Wasserabfluß bilden. Das geschah z.B. jeweils am Ende einer Eiszeit, wenn sich das Schmelzwasser seinen Weg suchte. Die Terrassen am Parsberg zwischen Gilching und Alling sind möglicherweise auf diese Weise entstanden.


Krautgarten

Der Krautgarten lag in der Talmulde des Aubachs zwischen dem Steinberg und der Rosenburg am Ende des Krautgartenwegs. Der Aubach entspringt im oberen Bereich der Talmulde, wo grundwasserführende Schichten an die Erdoberfläche kommen. Dort gab es auch ein Hangmoor, das in den 50er Jahren trockengelegt wurde.

Der Muldenausgang, wo die Böden anmoorig und deshalb schwarz sind, ist ein guter Standort für den Gemüseanbau, insbesondere Kraut. Jeder Gilchinger Bauernhof hatte je nach seiner Größe einen Anteil am Krautgarten. Der Ertrag des Gartens war von der Abgabe des Zehnts befreit, d.h. er war steuerfrei.

Für ein gutes Wachstum braucht das Kraut viel Wasser und Calcium. Beide Anforderungen waren hier erfüllt. Der Aubach versorgte den Garten mit Wasser und mit Calcium aus dem abgeschwemmten und ausgewaschenen Löß des Oberhanges.

Kraut lässt sich gut lagern und hat einen hohen Vitamin C-Gehalt. Vor allem im Winter, wo es früher kein frisches Obst und Gemüse gab, war es ein wichtiger Nahrungsbestandteil, um dem Vitamin C-Mangel, der Ursache von Skorbut, vorzubeugen.

Um 1900 wurde im Krautgarten ein Eisteich für die Gilchinger Brauerei angelegt, der im Sommer der Gilchinger Badeplatz war.

Neben dem Krautgarten gab es auf dem Gemeindegebiet weitere Flächen, wo spezielle Feldfrüchte angebaut wurden. Darauf weisen auch Flurnamen hin, die sich in vielen Gilchinger Straßennamen wiederfinden. So gab es einen Erdäpfelgarten, wo Kartoffeln angebaut wurden. Der Name Ölberg könnte darauf hinweisen, dass dort Ölfrüchte, wie Raps, Mohn, Öl-Lein oder Hanf angebaut wurden, wobei Hanf auch gröbere Fasern für Seile und Säcke lieferte. Auf der Flur Ruebenpoint wurden Rüben gezogen. Der Ressweg deutet daraufhin, dass dort der Flachs weiterverarbeitet wurde. Aus den Stängeln wurden durch sogenanntes “Rösten“ (mehrmaliges Wässern und Trocknen) die Fasern herausgelöst, die dann zu Leinen versponnen werden konnten.