Wer den Stammtisch und Vortrag vom 12. Januar 2022 verpasst hat, hat nun die Möglichkeit, diesen sehr interessanten und informativen Beitrag zu dem Thema „Celtic Fields“ bei München? Zu Spuren vermutlich urgeschichtlichen Feldbaus in Bayerns Wäldern“ mit vielen anschaulichen Abbildungen auf unserem Youtube-Kanal anzuschauen. Der Referent Dr. Volker Arnold (ehem. Museum für Archäologie und Ökologie Albersdorf) aus Heide in Holstein, hat sich seit Beginn seines Ruhestandes mit „Celtic Fields“ in Europa befasst.

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Ausschnitt der umfangreichen Feldraine im Eichelgarten im Forstenrieder Park südlich von München, wo die Feldraine von der später entstandenen Römerstraße (oben) und ihren Materialentnahmegruben geschnitten wird. Daten © BVV / Rekonstruktion NIHK Wilhelmshaven

Eine intensive Durchsicht der für Bayern vorliegenden Laserdaten ergab eine Fülle von Spuren ehemaliger Beackerung und Bewirtschaftung auf heutigen Waldstandorten in Form von kurz- oder langrechteckigen Parzellen, von denen noch die leicht erhöhten Raine in den Daten erkennbar sind. Die archäologische Bodendenkmalpflege hat davon allerdings noch kaum Notiz genommen. Einige Parzellenfluren wurden von römerzeitlichen Anlagen (Straßen, rätischer Limes) geschnitten, so auch das mit ca. 10 km2 wohl flächengrößte urgeschichtliche Bodendenkmal Bayerns am südlichen Münchener Stadtrand. Ähnlich strukturierte Parzellenfluren dürften überwiegend urgeschichtlichen Alters sein, vor allem, wenn sie mit Grabhügelgruppen korreliert sind. Sie wären dann den in Nordwesteuropa bekannten meist jüngerbronze- und ältereisenzeitlichen „Celtic Fields“ (im weiten Sinne) zuzuordnen und dürften Zeugen des Aufkommens ortsfesten Feldbaus sein, falls sich die Datierungsvorschläge in diesen Zeitraum des späten zweiten und des ersten vorchristlichen Jahrtausends bestätigen.

Auf der nach Laserdaten erzeugten perspektivischen Ansicht einer Geländekuppe im Schmälerholz bei Feldafing sind (neben einigen Bildstörungen) die schwachen urgeschichtlichen Feldraine gut erkenn-bar. Ganz links hinten auf der Kuppe eine enge Gruppe von Grabhügeln bronzezeitlichen Typs. Daten © BVV

Der Onlinevortrag beginnt mit den Erkenntnissen, die man bisher aus Norddeutschland, den Niederlanden und Dänemark zu den „Celtic Fields“ gewonnen hat und zeigt auch einige Beispiele aus anderen Gegenden, in denen noch undatierte „Celtic Fields“ neuerdings in den Daten gefunden wurden. Anschließend werden die Funde aus Bayern mit Betonung des Münchener Umlandes in Beispielen vorgestellt. Bemerkenswert sind dabei charakteristische Flurformen, die auf einem Streifen vom Gäuboden bis in die Würzburger Gegend auftauchen und ganz ähnlich, aber auch noch undatiert, im Anhaltinischen Burgenland und vor allem in weiten Bereichen Polens auftauchen. Die genauere Datierung dieser Fluren sollte eine Aufgabe für die Zukunft sein, die vermutlich mit vergleichsweise geringem Aufwand lösbar erscheint.

Die beiden Grafiken nach Laserdaten zeigen die verblüffende Ähnlichkeit eines urgeschichtlichen Ackersystems unter Waldbedeckung bei Kolitzheim nahe Würzburg (oben, mit Grabhügelgruppe) und von Przemet bei Posen in Polen. Daten © BVV / geoportal.gov.pl