Bildschirm mit Kopfhörern und Startseite Film (Foto: Annette Reindel)

Film: Experiment ‚Steinzeitbier‘ – Konnte man vor 8000 Jahren schmackhaftes Bier brauen?
(zu sehen in der Sonderausstellung (bis 18.03.2019) Prost Gilching! Vom wahren Ursprung des Bieres bis zum Lenzbräu)

Der Film, der eine Länge von 5:30 Minuten hat entstand in Kooperation mit der Arbeitsgruppe für experimentelle Archäologie des Historischen Vereins Fürstenfeldbruck unter Federführung von Uli Bähr. Er erklärt im Film das Experiment Steinzeitbier-Brauen:

Konnte man um 6.000 v. Chr. – am Ende des Mesolithikums (kurz vor der Jungsteinzeit – also noch vor der Sesshaftwerdung und noch vor Einführung von Keramik oder Metall) am Haspelmoor ein schmackhaftes Bier brauen?

Making of: Uli Bähr im Interview (Foto: Annette Reindel)

Ansatz:

Das Haspelmoor und Pollenanalyse

Durch pollenanalytische Untersuchungen konnte Getreide-Pollen in einer Haspelmoor-Torfschicht aus der mittleren Steinzeit nachgewiesen werden.

Ausdehnung des sogenannten Haspelsees vor ca. 10.000 Jahren (Grafik: Toni Drexler)

Da Pollen organische Hinterlassenschaften aus fernen Zeiten sind, die sich in Mooren über Jahrtausende erhalten, können diese auch durch Radiokarbonuntersuchung datiert werden.

Zur Erforschung der Vegetationsentwicklung von Dr. Michael Peters 2012/13 von der Universität München wurden vom Haspelmoor pollenanalytische Untersuchungen durchgeführt mit der sich deutliche Hinweise von menschlichen Einflüssen auf die Landschaftsentwicklung finden lassen. Durch den Nachweis von Getreidepollen wie auch Pollen weiterer Zeigerpflanzen und Holzkohlepartikel werden Siedlungen in der Nähe des Moores erkennbar, ohne dass hierzu ein entsprechender Fund vorliegt oder eine archäologische Grabung erfolgte.

Aus dem Pollenprofil des Haspelmoors lassen sich zu verschiedenen Epochen vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Römerzeit Siedlungsanzeiger erkennen.

8.000 v. Chr.: Menschliches Leben am Haspelsee (Grafik: Hans Stölz)

Als kleine Sensation kann dabei der Nachweis von Getreidepollen von ca. 5.800 – 5.700 v. Chr. gelten, also aus einer Zeit, die etwa 300 Jahre vor Beginn der ersten Bauernkultur, der sogenannten „Linienbandbandkeramischen Kultur“ in Bayern liegt. Es ist der bisher älteste indirekte Nachweis von Getreideanbau in Bayern!

(Quelle: Toni Drexler „Älteste Spuren menschlichen Lebens—das Gebiet um das Haspelmoor“, Zeitreise Gilching Journal 2016, S.11ff).)

Was also könnte man mit Getreide Vergnüglicheres anstellen, als Bier zu brauen?

Diverse Autoren (Meußdoerffer, Reichholf etc.) haben nahegelegt, dass die Jäger und Sammler der Steinzeit bereits Bier brauten ehe sie sesshaft wurden. Man hört oft die These, dass unsere Vorfahren die Mühsal eines Bauernlebens nur auf sich genommen hätten, um bequemer und ständig an Alkohol zu gelangen. Eine Voraussetzung für diese These ist, dass die Menschen um 5.000 v.Chr. zumindest theoretisch hätten Bier brauen können.

Das Experiment im Film:

Bildschirm mit Anfangseinstellung (Foto: Annette Reindel)

Um 6.000 v. Chr. ging die Jäger- und Sammlerzeit gerade zu Ende: es gab noch keine Keramik, kein Metall und keine Viehzucht und vor allem noch keinen Ackerbau.

Daher soll im Experiment ohne Keramik, ohne Metall und ohne Hopfen mit Hilfe von Bastmatten, Säcken, Stöcken, heißen Steinen und Einbäumen ein Bier aus Emmer hergestellt werden. Dabei soll mit modernem Gerät jeder Schritt gemessen und dokumentiert werden. Die Ergebnisse sollen veröffentlicht werden.

Vorgehensweise:

Der gesamte Prozess besteht aus vielen Fragestellungen, die durch einzelne kleine Experimente ausprobiert werden:

Muss man Malz trocknen? Kann man mit Kochsteinen brauen? Funktioniert die Gärung mit Naturhefe? etc…

Maischen und Läutern (Foto: Annette Reindel)

Bei den Einzelexperimenten wird die mesolithische Ausrüstung durch modernes Material ersetzt, wenn dies die jeweilige Fragestellung nicht beeinträchtigt.

Film
Filmlänge 5:30 Min
Kamera: Andreas Wening, Annette Reindel
Ton und Schnitt: Andreas Wening
Paneel für Bildschirm: Brigitte Steinmann
Autor: Zeitreise Gilching e. V.

Weitere Informationen zum ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘
unter www.schichtwerk-gilching.de.