Die Lampe mit gelbem „Rock“ im jetzigen Zustand, momentan im Kaminzimmer im 1. OG des Wersonhauses (Foto: Zeitreise Gilching e. V.)

Lampe

(zu sehen in der Sonderausstellung Geschichte(n) rund ums Wersonhaus, die bis einschließlich Sonntag, den 18.03.2018, verlängert wurde)

Jules Werson (*16. März 1884, + 11. Juni 1967), der 48 Jahre im Wersonhaus an der Brucker Str. 11 in Gilching gelebt und gearbeitet hat, entwarf diese Deckenlampe und fertigte sie auch an.

Deutlich an dieser Lampe zu erkennen ist, dass Jules Werson eine Kunstschlosser-Lehre in Malmedy (heute Belgien) abgeschlossen hat und die Düsseldorfer und Münchner Kunstgewerbeschule besuchte. In München belegte er u.a. auch Tageskurse im Treiben und Schmieden, Metallarbeiten und Modellieren. Zudem hatte er für ein paar Monate als Kunstschlosser für die Ferronerie d‘Arte et de Construction gearbeitet, wo sein fachlicher Schwerpunkt auf dem Treiben von Blumen und Blättern aus Metall lag.

Die silberfarbene Lampe besticht durch zahlreiche jedoch bedachte und nicht überladene stilisierte Pflanzenteile wie Blüten, Knospen und Blättern in unterschiedlicher Größe und Ausführung:

Der Abschluss zur Decke endet in einer großen kelchförmigen Blüte, deren Blütenblätterenden spitz nach Außen gebogen verlaufen.

Drei kleinere stilisierte Blüten mit aus Kugeln geformten Stempeln sind an der Mitte der Aufhängung (Stängel) befestigt und hängen nach unten.

Den unteren Abschluss bildet ein durchgängiges Band (mit knapp 40 cm Durchmesser) aus stark stilisierten Blättern, an dem zehn Stängel mit kugeligen Knospen, die nach unten gebogen zeigen, angebracht sind.

An dem Rand des Blätterbandes wurde eine gelbe Borte mit Fransen angebracht.

1904 zog Jules Werson endgültig in die Kunststadt München, wo er den Sprung in die künstlerische und finanzielle Selbstständigkeit schaffte. Als Kind seiner Zeit war er bis in die Goldenen Jahre der Weimarer Republik als Kunsthandwerker und Bildhauer erfolgreich, verlor aber durch die Inflation Absatzmöglichkeiten und Verdienst.

Visitenkarte von Jules Werson der Münchner Werkstätten für Kunsthandwerk GmbH

Neben der schönen florentinischen Villa vor den Propyläen des „Malerfürsten“ Lenbach war auch die Villa [Hoess], die Frau von Lenbach dazugekauft hatte und in diesem Haus bekam ich ein Atelier 10×8 Meter und 8 Meter hoch – altvertäfelt mit schöner (…) Decke. Jetzt setzte aber eine starke Arbeitszeit ein, denn fast in allen Hauptstädten des Kontinents hatte ich Kleinplastiken zu liefern. Ich arbeitete wie wahnsinnig, doch zerfloß jeder Gewinn und eines Tage rechnete mit Billionen (sic!). Nebenbei und aus glaublicher Sicherheit hatte ich mit einem Kaufmann, die „Münchener Werkstätten für Kunsthandwerk“ (Anm. d. Red.: in der Tegernseer Landstr. 91) gegründet. Unzählige Messing-, Kupfer- und Silberarbeiten auch teilweise mit Keramik verbunden wurden überall hin verkauft und wir arbeiteten mit den ersten Kunsthäusern. Nachts machte ich die Entwürfe und Modelle dazu, denn 30 Kunsthandwerker mußten beschäftigt bleiben, auch mußte ich zur Korektur (sic!) jeden Tag ein paar Stunden opfern. Persönlich habe ich von den ganzen Werken keinen Gewinn bezogen – die Zeit war nicht stabil und immer mehr mußte man hineinpacken und dann war es soweit, es war durch die Entwertung kaum mehr möglich die Kunsthandwerker zu zahlen. Die Arbeiter hatten mich ins Herz geschlossen und gab Tränen als wir Abschied nehmen mußten, denn auch sie mußten sich andere Berufe suchen – eine schwere Zeit. Die Deflation gab der Wirtschaftslage – besonders der Kunst und [dem] Kunstgewerbe den Rest.
Glücklicher Weise hatten einige größere Kunsthandlungen an Plastiken aufrecht erhalten, die man in „Rentenmark“ ausbezahlt bekam – es war ein großer Bogen, von dem man bestimmte Werte abschneiden konnte, auch arbeitete ich noch mit einer Porzelanfabrik (sic!) in Passau für figürliche Sachen und einer Kleinkunsthandlung in Wien, die von Zeit zu Zeit Arbeiten absetzten.
(Jules Werson in seinen eigenen Worten)

Die Lampe ohne Behang, wie sie bis Mitte 2017 im ‚alten‘ Archivbüro im Wersonhaus hing (Foto: Gemeindearchiv Gilching)

Wo diese kunstgeschmiedete Lampe zu Wersons Zeiten im Haus hing, ist nicht überliefert. Momentan spendet sie ihr warmes gelbliches Licht dem Esstisch im Kaminzimmer in der ersten Etage des Wersonhauses.

Im Lauf der Zeit hat unsere Lampe ihren farbigen „Rock“ verloren. Dank des Engagements unseres Mitgliedes Rosmarie Brosig, der fachlichen Beratung durch die Gemeindearchivarin Ursula Lochner und der tatkräftigen Unterstützung von Raed Skhiri wurde im Sommer 2017 die Ergänzung mit einer historischen Lampenborte in Goldgelb möglich.

Die Lampe gehört der Gemeinde Gilching und hängt als Dauer-Leihgabe im Wersonhaus.

 Lampe
Material: Metall (nicht näher bekannt), silberfarben
Länge: ca. 60 cm (mit Borte ca. 80 cm)
Durchmesser: ca. 40cm
Eigentümer: Gemeinde Gilching

Weitere Informationen zum ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘
unter www.schichtwerk-gilching.de.

Die Sonderausstellung ist verlängert bis einschließlich 18.03.2018.