Original restaurierter Sporn (Foto: Detlef Bach)

Schlaufensporn des Kilti
(zu sehen im Bajuwarenzimmer der Dauerausstellung ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘)

Am linken Fuß trug der Kilti bei seiner Bestattung einen Sporn, er war also ein Reiter.

Es handelt sich hier um einen einfachen eisernen Schlaufensporn mit dünnem Bügel ohne Tauschierung. Die einzigen Verzierungen sind unscheinbare Kerben, die meist in Dreiergruppen auf der Ober- und Unterseite des Bügels angebracht wurden. In einer der Ösen sind noch größere Reste des 1,4 cm breiten und 3 mm dicken Riemens vorhanden. An der Bügel-Innenseite waren Relikte des zugehörigen Stiefels ankorrodiert. Dieser war aus sehr feinem Leder gefertigt, denn die organischen Schichten weisen nur eine Stärke von maximal 2 mm auf. Diese mit einem spitzen Stachel versehene Reithilfe diente als Antriebsmittel zur Beschleunigung und Richtungsänderung des Pferdes. Das bügelförmige Stück saß an der Ferse des Reitstiefels und fand Verankerung durch einen Lederriemen, der quer über den Rist des Fußes verlief. Durch die beiden Bügel-Enden führten die Riemen durch Ösen. Daher wir diese Form Schlaufensporn genannt.

Solche untauschierten Eisensporen mit schmalem, bandartigem Bügel von rein funktionaler Formgebung wurden in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts getragen und können bis ins frühe 8. Jahrhundert, also dem Ende der Merowingerzeit nachgewiesen werden.

Eine genauere Datierung lässt die Trageweise als einzelnes Stück zu. Ab dem ausgehenden 7. Jahrhundert wurden Sporen stets als Paare an beiden Füßen verwendet, was eine noch bessere Lenkung des Pferdes erlaubte. Der Sporn des Kilti war somit auf jeden Fall vor ca. 680 n. Chr. in den Boden gekommen.

Diese Reitzeug-Beigabe schließt auf einen relativ hohen gesellschaftlichen und ökonomischen Status des Kilti. Nicht nur konnte er sich ein eigenes Pferd leisten, sondern war auch in der Lage, ein solches zu unterhalten.

Diese Grabbeigabensitte diente der Statusdemonstration, die Familie ehrte ihren toten Angehörigen und führte der zur Beisetzung versammelten Dorfgemeinschaft dessen soziale Stellung vor Augen. Die ins Grabmal gelegten Objekte waren als „symbolische Sprache“ ein Ausdruck der Tätigkeiten und Rollen, die der Dahingegangene im Leben ausgeübt hatte.

Was der Kilti zu Lebzeiten getan hat ist in der Dauerausstellung näher erläutert…

(Gekürzter und zusammengefasster Text eines Abschnitts des Artikels von Dr. Tobias Brendle: Kiltoahinga um 660 n. Chr. – Die merowingerzeitlichen Grabfunde vom Steinlacher Weg entführen ins Gilching vor 1.350 Jahren, aus dem Ortsgeschichten Journal 2018, S. 20-27)

Umzeichnung mit Querschnitten und Trageweise, Abb. o. Masstab (Umzeichnung: Dr. Tobias Brendle)

Schlaufensporn des Kilti
Beschreibung: Bügel im Querschnitt viereckig mit scharfen Innen- und leicht verrundeten Außenkanten. Auf Ober- und Unterseite quer oder leicht schräggestellt zum Bügel breite Zierkerben, zumeist in Dreiergruppen angeordnet, bisweilen auch Einzel stehend. Stachel im Querschnitt leicht oval, ohne Platte an den Bügel angesetzt. Schlaufen bis auf die Ansätze der Schlitze vergangen.
Material: Eisen
Masse: L. noch 11,5 cm; Br. 8,8 cm; Dicke Bügel 4-5 mm; Höhe Bügel 5-6 mm.
Sonstiges: An Bügelinnenseite auf größeren Strecken dünne Lederreste des Reitstiefels ankorrodiert.
Eigentümer: Gemeinde Gilching

Kilti-Vitrine im Bajuwarenzimmer mit dem Sporn vorne in der Mitte (Foto: Zeitreise Gilching e. V.)

Weitere Informationen zum ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘ unter www.schichtwerk-gilching.de.