Bayern wird Königreich

Seit 1797 bildete der Rhein die Grenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die deutschen Fürsten, die – wie die bayerischen Kurfürsten – dadurch Gebiete verloren hatten, sollten durch Gebiete innerhalb Deutschlands entschädigt werden. Die Auseinandersetzungen darüber, wer wie entschädigt werden sollte und der Druck den Frankreich ausübte, waren der Grund dafür, dass 1803 im Reichsdeputationshauptschluss das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgelöst wurde. Dabei wurden fast alle geistlichen Herrschaften (Säkularisation) und viele der kleinen Fürstentümer und Reichsstädte (Mediatisierung) aufgehoben und den verbliebenen größeren Fürstentümern übereignet. In Bayern wurden dabei ca. 160 geistliche Herrschaften (Besitzungen von Kirchen, Klöstern bis zu den Erzbistümern) aufgelöst. Die evangelischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth, die eher zu Preußen tendierten, fielen an Bayern, wie die Reichsstädte auf bayerischem Gebiet, außer Nürnberg und Augsburg (zunächst).

Karte Königreich Bayern im Rheinbund 1806 mit Tirol

Das Ziel Frankreichs – unter Führung Napoleon Bonapartes, der sich 1804 zum Kaiser krönte – war es, den Einfluss Österreichs und Preußens in Deutschland durch eine dritte Macht, die unter französischem Einfluß stand, zu neutralisieren. Im 3. Koalitionskrieg europäischer Großmächte (England, Rußland, Österreich und Schweden) gegen Frankreich, aus dem Frankreich siegreich hervorging, wurde es durch die deutschen Mittelstaaten unterstützt. Bayern erhält für seine Unterstützung Passau, Eichstätt, Augsburg, Tirol und Vorarlberg. Außerdem wird es Königreich.

1806 wird auf Betreiben Napoleons der Rheinbund gegründet. Die Einbindung Bayerns in den Rheinbund und damit in das französische Bündnissystem hatte zur Folge, dass Bayern für Napoleons Kriege Truppen bereitstellen musste. So stellte die bayerische Teilnahme an der Seite Frankreichs gegen den Tiroler Aufstand von 1806 bis 1810, unter Führung von Andreas Hofer, eine große Belastung dar. Noch größer war der Blutzoll beim Feldzug Napoleons gegen Rußland 1812, bei dem 30000 bayerischen Soldaten umkamen.

Unter Minister Graf Maximilian von Montgelas, engster Berater Max IV. Joseph – seit 1806 König Max I. Joseph – kam es zu einer umfassenden Staatsreform. Sie beinhaltete u.a. die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz und bei der Besteuerung, die Abschaffung noch vorhandener Reste der Leibeigenschaft, die konstitutionelle Begrenzung der fürstlichen Gewalt sowie Freihandel und Gewerbefreiheit. Es wurden die Binnenzölle in Bayern abgeschafft, ebenso die Dienstpflichten der Bauern, die Scharwerke.

Die Karte Königreich Bayern im Rheinbund 1806 mit Tirol stammt aus dem Wikipedia-Artikel über das Königreich Bayern.

Ereignisse in der Region

1829 Die Gemeinde erbaut das erste Schulhaus.
spätestens seit 1837 Es gibt in Geisenbrunn eine Ziegelei, was aus Aufzeichnungen der Pfarrei Gilching hervorgeht, in denen sich der Pfarrer besorgt über die „lutherischen“ Ziegelarbeiter zeigt.
1848 Die Gemeinde Gilching wird aus den Ortschaften Gilching, Steinlach, Rottenried und St. Gilgen gebildet, ebenso die Gemeinde Argelsried aus den Ortschaften Argelsried, Geisenbrunn und Steinberg.
1849 Das Wildmoos, das bisher zur gemeindlichen Allmende gehörte, wird zu gleichen Teilen unter den Gilchinger Bauern aufgeteilt.
1877 An der Schulstraße wird ein neues Schulhaus mit zwei Schulsälen gebaut.
spätestens seit 1885 Die Tongrube in Geisenbrunn wird durch die Geisenbrunner Thonwerke ausgebeutet. Zunächst werden ihre Produkte noch mit Pferdefuhrwerken direkt an die Kunden oder über die Römerstraße zum Bahnhof Gauting befördert. Seit 1903 über den Bahnhof Gilching an der Bahnstrecke Pasing–Herrsching.
1903 Eröffnung der Bahnstrecke Pasing-Herrsching.

Neuzeit – Die Zeit von 1805 bis 1904

1804 In Frankreich wird mit dem „Code Civil“ das erste bürgerliche Gesetzbuch erlassen, das allen Bürgern den gleichen Rechtsstatus gewährt.
Napoleon krönt sich zum Kaiser.
1807 Das erste Dampfschiff, erbaut von Robert Fulton, unternimmt seine Jundfernfahrt.
1807 – 1815 Weitreichende Reformen in Preußen durch Freiherrn von Stein: Bauernbefreiung, Aufhebung des Zunftzwangs, Judenemanzipation, Verwaltungs-, Bildungs- und Heeresreform.
1810 – 1815 Beginn der Ablösung der spanischen Kolonien in Lateinamerika von Spanien (Simon Bolivar).
1813 – 1814 Nach der Niederlage Napoleons in Rußland schließt Preußen mit Rußland ein Bündnis gegen Frankreich, dem auch England und Österreich, später auch Bayern beitreten. Nach seiner Niederlange in der Völkerschlacht bei Leipzig (16. – 19. Okt. 1813) zieht sich Napoleon über den Rhein zurück. Der Rheinbund wird aufgelöst. Am 31. März 1814 besetzen die alliierten Truppen Paris. Napoleon dankt ab und bekommt die Insel Elba als Fürstentum. Rückkehr der Bourbonen nach Frankreich.
1814 – 1815 Wiener Kongress zur Neuordnung Europas unter Leitung von Fürst Metternich. Gründung des Deutschen Bundes aus 35 souveränen Fürstentümern und 4 Reichsstädten. Gründung der Heiligen Allianz, die weitere Revolutionen verhindern soll. In einigen deutschen Mittelstaaten werden Verfassungen mit Volksvertetungen erlassen.
1817 Wartburgfest der deutschen Studentenschaften zur Erinnerung an die Reformation und die Leipziger Völkerschlacht, an der auch studentische Freikorps gegen Napoleon gekämpft hatten.
1819 Nach der Ermordung des konservativen Dichters Kotzebue durch einen Studenten, Verbot der Burschenschaften. Einführung der Vorzensur für Zeitungen und kleinerer Publikationen (Karlsbader Beschlüsse).
1823 Beethoven schreibt die Neunte Symphonie.
1825 Erste Eisenbahnlinie in Großbritannien eröffnet.
1827 Beginn des Eisenbahnbaus in den USA.
1830 Juli-Revolution in Frankreich: Bourbonen danken ab, der liberalere Louis Phillip von Orleans („Bürgerkönig“) wird französischer König
1832 Hambacher Fest – Massenkundgebung des liberal gesinnten – u.a. süddeutschen – Bürgertums und der Stundentenschaft. Proteste gegen die Unterdrückung des polnischen Aufstandes gegen Rußland.
1833 Gründung des Deutschen Zollvereins zur Abschaffung der Zölle innerhalb Deutschlands durch alle Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes mit Ausnahme von Österreich.
1835 Zwischen Nürnberg und Fürth fährt die erste Eisenbahn in Deutschland.
1844 Weberaufstand in Schlesien wegen unzumutbarer sozialer Verhältnisse.
1848 – 1850 Revolution in Frankreich, die sich nach Mittel- und Südeuropa ausdehnt. Ausgangspunkt war die Unzufriedenheit mit dem Zenuswahlrecht der bürgerlichen Monarchie und soziale Mißstände (erstmals spezifische Forderungen der Arbeiterbewegung, „Kommunistisches Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels).
In Österreich-Ungarn forderten Ungarn und Slawen mehr nationale Eigenständigkeit, während in Italien Forderungen nach einem italienischen Staat erhoben wurden.
18. Mai 1848 Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Erstes deutschlandweites und gewähltes Parlament zur Ausarbeitung einer Verfassung für Deutschland. Wird im Sommer 1849 aufgelöst.
1861 Gründung des Königreichs Italien.
Zar Alexander II. hebt in Russland die Leibeigenschaft der Bauern auf.
1861 – 1865 Nach der Wahl von Abraham Lincol zum Präsidenten der USA kommt es zum Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, den die Nordstaaten gewinnen. Aufhebung der Sklaverei. „Go West“ – Eroberung und Besiedlung des Westens von Nordamerika.
1862 Otto von Bismarck wird preußischer Ministerpräsident.
1866 Krieg zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland, aus dem Preußen siegreich hervorgeht. Wie die meisten anderen Mitglieder des Deutschen Bundes unterstützte auch Bayern Österreich.
Werner von Siemens (1816-1892) findet das Dynamoelektrische Prinzip.
1869 Der Suezkanal wird eröffnet.
1870 Der Eiffelturm wird zur Weltausstellung in Paris gebaut.
1870 – 1871 Deutsch-Französischer Krieg, der mit der Niederlage Frankreichs endet. Deutschland erhält Elsass und Lothringen. Im Anschluss wird das Deutsche Kaiserreich mit Wilhelm I. von Preußen als Kaiser gegründet
1873 Die hohen Reparationszahlungen, die Frankreich an das Deutsche Reich zahlen muss, führen zu einer Wirtschaftskrise in Deutschland.
1876 Mark statt Gulden.
Robert Koch entdeckt die Tuberkulose-Bakterien und den Cholera-Erreger.
1878 Bismarck erlässt das „Sozialistengesetz“, das die 1875 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei verbietet.
1880 Fernsprecher bei der deutschen Post durch Heinrich von Stephan.
1883 Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland, der 1884 die Unfallversicherung und 1889 die Alters- und Invaliditätsversicherung folgt.
ab 1884 Aufbau deutscher Kolonien in Afrika, im Pazifik und Ostasien.
1888 Wilhelm II. wird deutscher Kaiser.
1889 Gründung der “Zweiten Internationale“ in Paris. (Erste Maifeier)
1890 Entlassung Bismarcks. Die Bemühungen von Wilhelm II. Deutschland zu einer Großmacht zu machen („Platz an der Sonne“) führt langfristig zu Spannungen mit England und Rußland und fördert die Annäherung zwischen England und Frankreich (1904 „Entente Cordial“).
1895 Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die “neuen Strahlen“.
Die Brüder Lumiere in Paris und die Brüder Sklandanovsky in Berlin präsentieren den ersten Film.