Dreißigjähriger Krieg

Der Galgenbaum – Darstellung von Kriegsgräueln nach Jacques Callot (1632)

Seit 1576 verschärften sich sich die Spannungen zwischen den katholischen und evanglischen deutschen Fürsten immer mehr, was zunächst zur Gründung konfessioneller Verteidigunsbündnisse führte (1608 die evangelische Union und 1609 die katholische Liga). 1618 fand der Aufstand der böhmischen Stände statt, die ihre im Jahre 1609 von Kaiser Rudolf II. gewährte Religionsfreiheit und weitere Privilegien verletzt sahen. Das war der entscheidende Funke, der die aufgestauten Spannungen entlud.

Zunächst war der Krieg noch eine eher interne Auseinandersetzung zwischen den deutschen Fürsten entlang der Konfessionsgrenze. Aber nach 1630 griffen immer mehr europäische Mächte in die Auseinandersetzungen ein. Schweden (Gustav II. Adolf) und Frankreich (Ludwig XIII.) auf protestantischer Seite und Spanien auf katholischer Seite.

Nach 1640 kam es zu ersten Verhandlungen, um den Krieg zu beenden, aber trotz aller Kriegsmüdigkeit dauerte es noch bis Oktober 1648, dass der Westfälische Friede in Münster und Osnabrück unterzeichnet werden konnte. In dem Friedensvertrag wurde der Augsburger Religionsfriede von 1555 wiederhergestellt. Weiterhin wurde den Reichsständen Mitbestimmung in allen Reichsangelegenheiten und volle Hoheit in geistlichen und weltlichen Dingen gewährt.

Schweden erhält weite Teile der Nord- und Ostseeküste und Frankreich u.a. das Elsass. Während der Kriegswirren war in den betroffenen Gebieten ungefähr die Hälfte der Bevölkerung umgekommen und viele aus ihrer Heimat geflüchtet. Sie ließen sich, wie auch die entlassenen Söldner, an anderen Orten nieder.

Dreißigjähriger Krieg in Gilching

Vor allem im Jahr 1632 war Gilching von diesem Krieg betroffen. Im April 1632 überquerte das Heer des schwedischen Königs Gustav II. Adolf den Lech und marschierte gegen München, wobei es das gesamte Ammerseegebiet besetzte. Am 17. Mai 1632 zog Gustav II. Adolf in München ein. Die Stadt hatte 300.000 Taler Lösegeld bezahlt und wurde deshalb nicht geplündert. Dagegen wurden aber die Ortschaften rund um die Stadt ausgeraubt bis zum Letzten und in Brand gesteckt.

Im Jahre 1646 kam der Krieg nochmals in das Fünf-Seen-Land, als Schweden und Franzosen den Generalangriff gegen Kurbayern begannen.

Gilching hatte im Jahre 1612 vor der Brandschatzung durch die schwedischen Söldner 77 Bauernhöfe. Von den vielen abgebrannten oder zerstörten Bauernhöfen waren im Jahr 1678 noch 19 Höfe nicht wieder aufgebaut.

Der Satz eines Generals machte damals die Runde: „Eine Kuh, die man nach dem Kriege in Bayern findet, sollte in Silber gefasst werden“.

Ereignisse in der Region

1623 Maximilian I. Kurfürst von Bayern
1663 Kurfürst Ferdinand Maria erbaut zum Dank für die Geburt Max Emanuels mit dem italienischen Baumeister Barelli und dem Graubündner Zuccalli die Theatinerkirche und das Lustschloss Nymphenburg.
Beginn des barocken Bayern.
1675 Gilching hat ca. 200 Einwohner.

Neuzeit – Die Zeit von 1605 bis 1704

1618–1648 Der Dreißigjährige Krieg wütet in Deutschland.
1620 Die „Pilgerväter“, englische Puritaner, landen in Kap Cod in Neuengland.
1626 Johannes Kepler vervollkommnet das kopernikanische Weltsystem und findet die Gesetze der Planetenbewegung.
1633 Galilei, 1564–1642, gilt als Begründer der neuzeitlichen Physik.
In zwei Inquisitionsprozessen wird er gezwungen, der kopernikanischen Lehre abzuschwören.
1637 Rene Descartes begründet den Rationalismus („cogito ergo sum“ = „Ich denke, also bin ich.“).
1639–1854 Abschottung Japans gegenüber der Außenwelt
1642 Beginn des Bürgerkrieges in England zwischen den Anhängern des Parlaments („Rundköpfe“) und den Anhänger des Königs („Kavaliere“), der zur Herrschaft Oliver Cromwells führt.
1643–1715 Herrschaft Ludwigs XIV. in Frankreich
1644–1911 Herrschaft der Ch’ing-Dynastie (Mandschus) in China.
1640–1688 Herrschaft Friedrich Wilhelms der Große, Kurfürst in Brandenburg, der den Grundstein zum Aufstieg Brandenburg-Preußens legt.
ab 1648–1660 Herrschaft Oliver Cromwells in England
ab 1663 In Regensburg tagt bis zum Ende des „Heiligen Römischen Reiches“ der „Ewige Reichstag“, in dem die mittleren und kleineren Reichstände ihre Privilegien schützen.
1679 Die Habeas Corpus Akte sichert in England die persönlichen Freiheitsrechte der Bürger gegenüber der staatlichen Gewalt.
1683 2. Belagerung Wiens durch die Osmanen. Befreiung Wiens durch ein Reichsheer unter Führung des polnischen Königs Jan III. Sobieski und Herzog Karl V. Leopold von Lothringen, dass durch Tuppenkontingente der meisten europäischen Länder verstärkt wurde. Im darauffolgenden Angriffskrieg zur Zurückdrängung des Osmanischen Reichen siegt Max Emanuel, der blaue Kurfürst, bei Wien und Belgrad über die Türken.
1688 Das Universalgenie Leibniz wirkt als Mathematiker, Philosoph, Naturwissenschaftler und als Rechtsgelehrter auch in der Residenzstadt München, am Hof Max Emanuels.
„Glorious Revolution“ in England. Der Prostant Wilhelm von Oranien wird vom englischen Parlament zum König von England ernannt. Anerkennung der konstitutionelle Beschränkungen des Königtums.
1689–1725 Zar Peter der Große von Russland. Aufstieg Russland zu einer Großmacht.
um 1700 Blütezeit barocker Malerei: Rembrandt, Rubens, Vermeer, van Delft, Murillo.
1701 England, Niederlande und Österreich führen den „spanischen Erbfolgekrieg“ gegen Frankreich, Bayern und Köln um die französische Vorherrschaft in Europa. (bis 1713).

Maximilian II. Emanuel vor der Stadt Mons

Das Bild stammt aus dem Wikipedia-Artikel über Maximilian II. Emanuel.