Ein Ausflug in die Steinzeit

Am Mittwoch, 17.08.2022 unternahmen elf Mitglieder gemeinsam eine Zeitreise in eine Feuchtbodensiedlung der Altheimer Kultur, genau genommen in die jungneolithische Siedlung Pestenacker bei Landsberg am Lech.

Die Idee dazu entstand bei unserm Juli – Stammtisch, nach dem Vortrag „Neueste geoarchäologische Erkenntnisse der 3D-Modellierungen im Bereich der jungneolithischen Feuchtbodensiedlung Pestenacker“. Die interessierten Zuhörer wollten nun auch die Fundstelle des UNESCO Weltkulturerbe Pfahlbauten vor Ort kennenlernen.

Die Steinzeitdorf-Leiterin Lejla Hasukic – eine sehr aufgeschlossene und engagierte Archäologin – hatte sich fast zwei Stunden lang Zeit genommen, uns eine sehr interessante Führung durch das Dorf und das Museum zu geben. So erfuhren wir mehr über den Begriff der Pfahlbauten, die, wie oft fälschlich angenommen und auch oft falsch rekonstruiert wurden, nicht immer unbedingt in einem See liegen, sondern auch wie hier an einem Bach. Denn es wurden oft ‘nur’ in Feuchtgebieten die Pfähle zur Stabilisierung des Gebäudes in den Boden getrieben. Rund um die Alpen gibt es sehr viele unterschiedliche Fundstellen, davon drei in Bayern (darunter Roseninsel im Starnberger See) und 15 in Baden-Württemberg.

Die außergewöhnlich gut erhaltene Feuchtbodensiedlung Pestenacker erklärte uns die Archäologin ausführlich anhand von im Steinzeitdorf aufgestellten Tafeln. In einer seiner Kurven des ursprünglichen Verlaufes des Loosbaches befand sich das Dorf von 3.495 v. Chr. bis 3.410 v. Chr. Bei Begradigungsarbeiten des Baches 1934 wurden die ersten prähistorischen Holzfunde gemacht. Über die vier nachgewiesenen Bauphasen, die Funde sowie Forschungsprojekte konnten wir uns ein gutes Bild der Siedlung machen.

Besonders interessant war die Rekonstruktion eines sogenannten Wohnstallhaus und der Gemüsegarten, in dem viele Beete mit Kräutern, Gemüse und vier Getreidesorten aus der Jungsteinzeit angebaut werden.

Im Besucherpavillon, wo einige Replikate und Kopien der Fundstücke aus den Grabungen ausgestellt sind gab es auch einen Webstuhl zu sehen. Interessanterweise wurde zu jener Zeit keine Wolle von Schafen verwendet, sondern die Stoffe nur aus Pflanzenfasern, wie Lein gewebt.

So ergab sich für uns ein schönes Bild, wie die Menschen damals mit ihrer Erfahrung ihr komplexes Leben meisterten.

In einem Teil des Pavillons ist die aktuelle Sonderausstellung ‘Pfahlbaufieber und Pfahlbauromantik’ zu sehen, mit Verweisen auf die Vergangenheit, sogar bis in die Antike, aber auch auf unsere jüngste Geschichte.

Zum Abschluss des Rundganges diskutierten wir das Thema Schutzmaßnahmen und Erhaltungszustände der Pfahlbausiedlung im allgemein sowie die Präsentation und Aufklärung über unser Kulturerbe.

Ein äußerst interessanter Ausflug zum Kennenlernen der Steinzeit und unserer Vorfahren. Ein Besuch im Steinzeitdorf Pestenacker lohnt sich!

Gely Proch und Annette Reindel

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

Infos zur Feuchtbodensiedlung Pestenacker:
https://www.steinzeitdorf-pestenacker.de/

Informationen zu Fundstellen und Pfahlbauten rund um die Alpen:
https://unesco-pfahlbauten.org/ und
https://www.palafittes.org/fundstelle.html?sid=140

Wissenswertes zu den Pfahlbauten im Landkreis Starnberg:
https://www.blfd.bayern.de/. . ./2018_flyer_welterbe-pfahlbauten-roseninsel.pdf
https://2017.denkmalpflege-bw.de/stationen-in-deutschland/bayern/roseninsel

Zeitungsartikeln (über Problematiken dieser Fundstelle) und Bericht des BR auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=5h7_qN5EmY0
https://www.merkur.de/. . . /roseninsel-feldafing-pfahlbauten-gefaehrdet-pruefung-laeuft
https://www.sueddeutsche.de/. . ./starnberger-see-roseninsel-pfahlbauten-zerstoert-welterbe