„Wie weit reichte Roms langer Arm? Auf den Spuren der Spätantike von den Alpen bis zur Donau“ mit Marcus Zagermann, Bayerische Akademie der Wissenschaften,
60 Minuten Vortrag (mit anschließender Diskussion) in Hybrid
Forschungen zum Übergang zwischen Spätantike und frühem Mittelalter sowie die damit verknüpfte Suche nach Brüchen und Kontinuitäten stehen seit einigen Jahren wieder verstärkt im Fokus der archäologischen und historischen Forschung. Die Suche nach Hinweisen auf das römische Militär und die römische Verwaltung ist gerade in den Provinzen nördlich der Alpen ein spannendes Betätigungsfeld. Allerdings verkompliziert sich die archäologische Quellenlage und deren Interpretation in der Spätzeit. Das betrifft sowohl das Fundmaterial als auch die Bauten und ihre Deutung.
Ausgehend von der damaligen Besiedlung der Gegend um Gilching, mit der bekannten Anlage von Weßling, beleuchtet der Vortrag diesen Komplex in größerem Rahmen aus archäologischer Sicht und stellt die Zusammenhänge mit der aktuellen Forschungsdebatte vor: Welches Fundmaterial und welche archäologischen Befunde sind direkt oder indirekt entscheidend und werden sie einhellig oder kontrovers bewertet? Für das Fundmaterial seien stellvertretend Zwiebelknopffibeln und bestimmte Gürtelteile genannt, und die Frage, ob sie eindeutige Bestandteile der spätrömischen Militär- und Beamtenkleidung oder einfach die typische Männermode der Zeit waren. Auf der Ebene der Befunde spielen die alten Kastellorte an der Donau ebenso eine Rolle, wie neu entstehende Höhensiedlungen in den Alpen, die teilweise bis in die Karolingerzeit ihre Bedeutung nicht verloren. Wie viel Multifunktionalität steckte damals in diesen Anlagen und kann man daher überhaupt noch echte Militärplätze nachweisen? Wie stellen sich Archäologen derzeit das „Ende“ der Römerzeit in den Provinzen vor, wie den Übergang ins frühe Mittelalter?