Gerichtsort Gilching

Gerichtsbarkeit in Gilching – das Schergenamt III

Nach dem Aussterben des Geschlechts der Grafen von Andechs-Meranien, ging deren Besitz und damit auch die Gerichtsbarkeit in unserem Raum an die Wittelsbacher über.

Zunächst erhält Gilching ein Schergenamt als Außenstelle des Amtes Pähl. Als Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1346 das Landgericht Starnberg gründete, wurden ursprünglich fünf, jedoch kurze Zeit später drei Schergenämter gebildet und zwar war der Sitz des Schergenamtes I Starnberg, des Schergenamtes II Gauting und des Schergenamtes III Gilching.

Das Schergenamt III umfasste 426 Anwesen in 10 Gemeinden, 6 Weilern und 5 Einöden.
Bei der Säkularisation 1803 wurden die Schergenämter aufgelöst.
Im Schergenamt III lagen außerdem die beiden Hofmarken Holzkirchen und Nebel (1) und der Edelsitz Wandelheim (2). Die Besitzer der Hofmarken übten die niedere Gerichtsbarkeit aus.

Inventurverzeichnis Schergenamt III

Das Inventurverzeichnis aus dem Jahre 1659 zeigt, was der Amtmann zu Gilching an Eisen und Banden bei Händen hat:

9 Ketten, samt den dazugehörigen Schellen
9 guete starke Schloss
1 Geigen samt dem dazugehörigen Schlössl
Geigen: ein in der Mitte längsseitig zu öffnendes und wieder verschließbares Brett, mit zwei kleinen Öffnungen für die Unterarme und einer größeren Öffnung für den Hals, in den der “Malefikant“ meist vor der Kirche an den Pranger gestellt wurde.
1 Laibgürtel, samt daran gemachter Ketten
und dreyen Schlössl
1 neuer Painschrauben
Daumenschrauben
1 Daumbock
1 Sail
1 Handeisen
1 Gewicht zur Tortour, an die 80 Pfund
1 starke Ketten und Schellen

Ereignisse in der Region

1356 Bischof Albrecht von Freising übertragt in der Albertinischen Konzession die Gilchinger Pfarrei dem Kloster Fürstenfeld.
1357 Herzog Ludwig der Brandenburger übereignet die Vogteirechte in Gilching an das Kloster Fürstenfeld.

Mittelalter – Die Zeit von 1305 bis 1404

1309 Der Deutsche Orden – ein während der Kreuzzüge entstandener Ritterorden – siedelt sich in Ostpreußen an, mit dem Ziel der Christianisierung der baltischen Völker.
Auf Druck des französischen Königs verlegen die Päpste den Papstsitz nach Avignon („Babylonische Gefangenschaft der Kirche“), die bis 1376 währt.
1314 Ludwig von Bayern, aus dem Hause Wittelsbach, wird Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (bis 1347).
1315 Schlacht bei Morgarten; Eidgenossen (die späteren schweizer Kantone Uri, Schwyz und Nidwalden) besiegen ein habsburgisches Ritterheer.
!338 Kurverein von Rhens (Versammlung der Kurfürsten, die den dt. Kaiser wählen) gegründet.
Der von diesen Kurfürsten gewählte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches braucht keine Bestätigung durch den Papst.
1339 Beginn des 100-jährigen Krieges zwischen England und Frankreich (bis 1453).
1348 – 1352 1. Ausbreitung der Pest in Europa, der 1/3 der Bevölkerung zum Opfer fallen.
um 1350 Die polynesischen Stämme der Maori besiedeln Neuseeland.
1356 Goldene Bulle: „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches, dass die Kaiserwahl regelt und die Macht der Kurfürsten ausweitet,
in dem sie unteilbar werden und gewisse Hoheitsrechte erwerben.
1370 Friede von Stralsund: Höhepunkt der Macht der Hanse nach dem Sieg über den dänischen König.
ab 1370 Beginn der Rückverlegung des Papstsitzes von Avignon nach Rom.
1375 Die Azteken erreichen Zentralmexiko und gründen Tenochtitlan, das heutige Mexico-City.
1378 – 1449 Schisma des Katholischen Kirche mit bis zu 3 Päpsten gleichzeitig.
1383 Philipp II. der Kühne, Herzog von Burgund, Aufstieg des Herzogtums Burgund.
1389 Schlacht auf dem Amselfeld, in dem das Osmanische Reich den Serbischen König besiegt. Ein großer Teil des Balkans wird dem Osmanischen Reich tributpflichtig. Weitere Schwächung des Oströmischen Reiches.

Die Goldene Bulle

Seite aus der Handschrift der Goldenen Bulle, die 1400 von König Wenzel in Auftrag gegeben wurde.

Links: der Kaiser mit einer blauen Tunika bekleidet, vom Künstler wurden diesem sechs Kurfürsten beigesellt, da er selbst als König von Böhmen einer der sieben Kurfürsten war.

Rechts: der Kölner Erzbischof als Kurfürst.

Das Bild stammt aus dem Wikipedia-Artikel über die Goldene Bulle.