Römische Siedlung an der Frauenwiese

Römische Siedlung an der Frauenwiese

Bei der römischen Siedlung handelt es sich um einen römischen Gutshof aus der Zeit des späten 3. Jahrhunderts, der bis in das frühe 5. Jahrhundert (spätrömische Kaiserzeit) genutzt worden war. Die Datierung ist deshalb möglich, weil über 300 Münzen1, Funde aus Metall und sehr viel Keramik gefunden wurde. Außerdem wurde in der Siedlung der oben abgebildete eiserne Ring mit dem Pax-Zeichen gefunden, was darauf hindeutet, dass in der Siedlung eine Person christlichen Glaubens gelebt hat.

Insgesamt befinden sich in diesem Areal nach bisherigen Kenntnisstand 12 Häuser, die aber nicht alle zeitgleich existierten. Das Gut war wahrscheinlich mit einer Umzäunung umgeben, die jeweils an der Nord- und Südseite von einem Tor durchbrochen war. Da keine Spuren von Werkstätten gefunden worden waren, liegt es nahe, daß es sich hier um einen rein landwirtschaftlichen Betrieb gehandelt hat, der wahrscheinlich zur Versorgung des in Kastellen stationierten römischen Militärs gedient hatte.

Ring aus der römischen Siedlung

Dieser Hof ist im Vergleich mit ähnlichen Siedlungen relativ groß. Im Gilchinger Raum befinden sich nach momentanen Befunden die Spuren 3 weiterer römischer Siedlungen – die Existenz weiterer ist nicht auszuschließen.

Römisches Gräberfeld auf der Frauenwiese

In dem Gräberfeld  sind insgesamt 33 Bestattungen gefunden worden (25 Körper- und 8 Brandbestattungen). Soweit beurteilbar, handelt es sich um 12 Männer-, 8 Frauen- und 6 Kinderbestattungen. Daraus läßt sich  schließen, dass ca. 2 Familien über mehrere Generationen gemeinsam dieses Gut bewirtschafteten. Ob diese Familien immer die gleichen waren, lässt sich nicht sagen, da keine genetische Analyse des Materials vorliegt.

Der römischen Tradition entsprechend wurden Gräberfelder entlang einer Straße angelegt, was vermuten lässt, dass in römischer Zeit hier in nächster Nähe ein Weg entlang führte. Diese Vermutung könnte dadurch bestärkt werden, dass im Feld am Ausgang des Weges auf Luftbildaufnahmen Hinweise auf eine Straße erkennbar sind. Ob diese Straße allerdings römischen Urspungs ist, ist nicht nachgewiesen.

Der kleine Bach am Ende des Weges, kurz vor der Stelle an der die römische Siedlung ausgegraben wurde, dürfte das Wasser für die Siedlung geliefert haben. Im Bereich dieses Baches wurden bei Begehungen einige römische Scherben und Münzen gefunden.

Bisherige Grabungen

1957 Freilegung von 11 Skelett- und 4 Brandgräbern.

1965 Freilegung weiterer 12 Skelett- und 2 Brandgräber.
In diesen Jahren wurde der Siedlungshügel schon als solcher erkannt, aber noch nicht freigelegt.

1972-1975 und 1980-1982 Prof. Helmut Bender leitet die Grabungskampagne zur Freilegung der eigentlichen Siedlung.

2005-2007 Römischer Brunnen durch die Firma Dig-It.

2007 Römischer Brunnen bzw. Abfallgrube.
Funde: sehr viele Tierknochen, Ziegelbruch und Keramikfragmente, die in ihrer Datierung mit den Funden aus der Siedlung übereinstimmen.

Literatur: Bender, Helmut; Die römische Siedlung von Wessling-Frauenwiese: Untersuchungen zum ländlichen Siedlungswesen während der Spätantike in Raetien, 2002, Passauer Universitätsschriften zur Archäologie (Bd. 7)


1) Wenn bei Ausgrabungen eine Reihe von Münzen in einer nicht zu einem späteren Zeitpunkt gestörten Erdschicht gefunden wurde, dann kann davon ausgegangen werden, dass der Fundort noch einige Jahre nach dem Ausgabedatum der spätesten Münze noch bestanden hat. Die Zeitspanne der Ausgabe römischer Münzen kann sehr häufig sehr genau bestimmt werden. Tauchen in einem größeren Münzfund beispielsweise Münzen auf, die während einer gewissen Zeit an einem entfernteren Prägeort herausgegeben wurden, kann daraus geschlossen werden, dass zu dieser Zeit irgendwie geartete wirtschaftliche Beziehung in die Region des Prägeorts bestanden haben.