Entstehung, Namensgebung und Bedeutung für die Entwicklung Gilchings

Die ersten Wege entstanden wie heutzutage die Wege in Grünanlagen entstehen. Jemand wollte irgendwohin, ging darüber und dann folgte der nächste. Irgendwann war der Pfad da, breit genug für einen Fußgänger, später folgten Reiter, Viehherden wurden darüber getrieben. Und als in der Mitte des 4. Jahrtausends v.Chr an mehreren Orten (Mesopotamien, Indus, Alpenvorland, Norddeutschland, usw. ) das Rad und Wagen  erfunden waren,  wurden die Pfade auch befahren. Auch sind aus dieser Zeit schon stabil gebaute Bohlenwege und Knüppeldämme gefunden worden, um Moore oder Feuchtgebiete zu überqueren.

In den antiken Hochkulturen, wie den Persern oder den Römern, wurde Straßen vom Staat gebaut als Mittel der Herrschaftssicherung und zur Wirtschaftsförderung.


Wege im Mittelalter

Im Mittelalter wurde die römische Strassenbautradition nur selten fortgesetzt, so dass bis weit in die Neuzeit hinein die meisten Strassen Erdwege waren, also so wie Feldwege heutzutage. Richtlinien, wie Strassen zu bauen waren, wurden zwar zum Beispiel in das karolingische Recht übernommen, aber es wurden kaum Strassen gebaut, denn Straßenbau kostet Geld und wirft erst langfristig Gewinn ab, so dass derartige Infrastrukturmaßnahmen nur in Ausnahmefällen durchgeführt wurden.

Der Adel war zu Pferd unterwegs, hatte also kein unmittelbares Interesse an Strassen. Wer sich kein Pferd leisten konnte, war auf Schusters Rappen angewiesen. Kaufleute beförderten ihre Waren häufig auf Tragtieren, wie Pferden, Eseln und Maultieren oder mit Trägerkolonnen.

Somit waren die Wege Erd- oder Schotterwege, und wenn so ein Weg nicht mehr genutzt wurde, wurde es sehr schnell überwuchert. Von daher sind außer an den Hängen oder Talböschungen Überreste alter Weg kaum noch zu erkennen. Und da ein Weg nicht durch die Pflanzendecke geschützt ist, wird seine Oberfläche durch Regen und Wind abgetragen.

Wenn der Boden nach der Schneeschmelze oder starken Regenfällen durchweicht war, gruben sich die Räder der schweren Fuhrwerke tief ein, wodurch dann noch mehr Boden weggespült oder weggeweht wurde. Auf diese Weise entstanden sogenannte Hohlwege. Schließlich waren die Fahrspuren so tief ausgefahren, dass die Achsen des Fuhrwerks auf dem Steg zwischen den Fahrspuren aufsassen.

War dem Grundherren, über dessen Gebiet der Weg verlief, die Verbindung wichtig, dann mussten die ihm abgabenpflichtigen Bauern den Weg wiederherstellen. Dazu wurde der Steg zwischen den Fahrspuren abgegraben oder die Wege mit Holz ausgebessert.

Wenn das nicht der Fall war, suchten sich die Fuhrleute eine neue Trasse neben dem alten Weg. So entstanden an Böschungen ganze Fächer von Altwegen, die sich vor allem in Waldgebieten erhalten haben.

An Barrieren wie Flussübergängen, also an Stellen, wo nicht einfach ein neuer Weg gesucht werden konnte, richtete der jeweilige Gundherr häufig eine Mautstation ein, an der Abgaben zu entrichten waren. In den Dörfern waren die Wege häufig mit Toren geschlossen, die erst nach Zahlung eines Wegegeldes für die Wegearbeiten und Schäden auf den Äckern geöffnet wurden.

Der Adel war nach dem Gesetz zwar verpflichtet für ein kostenloses Geleit auf ihrem Grund zu sorgen, aber mit der Zeit verlangten sie dafür Geleitgeld, was die Reisenden dann wohl oder übel zahlten, denn es könnte ja was passieren.


Alte Wege in Gilching

Im Gilchinger Gemeindegebiet gibt es noch einige Relikte dieser alten Wege, die in Teilen noch als Feldwege genutzt werden:

  1. 1 Brucker Steigweg in Richtung Biburg/Fürstenfeldbruck,
  2. 2 der Rottenrieder Milliweg von Rottenried ins Altdorf,
  3. 3 die Verlängerung des Weges Am Zehentstadl im Altdorf in Richtung Holzkirchen/Dötelbauer,
  4. 4 der Weg am Strahlenholz in Geisenbrunn in Richtung Germering, wo noch ein Altwegfächer erkennbar ist,
  5. 5 die Römerstrasse von Gauting kommend nach Schöngeising,
  6. 6 mehrere Altwegefächer neben der Römerstrasse,
  7. 7 ein Altwegefächer am Steinberg in Richtung Germering.

Reste alter Wege in Gilching

 


Brucker Steigweg

Der Brucker Steigweg ist der Überrest eines alten Weges zwischen Biburg und Gilching. In vielen alten Karten, wie z. B. dem Urpositionsblatt 690 (Germering und Umgebung) der bayerischen Landvermessung von 1856, ist dieser Weg noch eingezeichnet. In Urkunden wurde er 1504 als “Weg zum heiligen Berg Andechs“, 1588 als “Brugger Steig“ und 1701 als “Bruggerweg“ erwähnt. Er war ein Fuß- und Reitsteig, der einst die kürzeste Verbindung von Gilching über Germannsberg und Biburg zur “Fürstenfelder Bruck“ war. Auf das hohe Alter des Weges weist nicht nur hin, das Gilching, Germannsberg und Biburg schon vor dem Jahre 1000 urkundlich erwähnt worden sind, sondern auch dass bei der Landverteilung im frühen Mittelalter die Flurstücke an ihm ausgerichtet wurden.

Von Gilching bis zum Starzelbach parallel zur Römerstraße verlaufend, durchquerte er in dem Flurstück “Brugger Feld“ ein inzwischen eingeebnetes Hügelgräberfeld der Hallstattzeit. Nach der Querung eines weiteren Baches, dem sogenannten Russengraben, führte er an einer nur noch als Bodendenkmal erhaltenen römische Villa Rustica vorbei. Im anschließenden Waldstück unterhalb von Germannsberg zeigen sich noch letzte Reste des alten Brugger Steiges als grabenförmige Bodenmulden, die zum Hof Nr. 1 in Germannsberg führen. Danach ist der Steig bis Biburg als Feldweg erhalten, an dem bis vor einigen Jahren noch ein Wegekreuz stand.

Damals – so wird berichtet – fand von Biburg aus einmal im Jahr eine Wallfahrt nach Andechs statt. Es liegt deshalb nahe, dass der Wallfahrtsweg von Biburg über Gilching und Weßling nach Andechs führte.

Bis 1928 lief der Aubach noch nicht entlang des Brucker Steigwegs, sondern er floss offen neben der Brucker Straße, um dann im Anger am Ortsrand von Gilching im kiesigen Untergrund zu versickern. Erst 1928 wurde er im Ortsgebiet verrohrt und in einem Graben zum Starzelbach geleitet.

Die Römerstraße im Altdorf um 1925

 


Altwegefächer im Strahlenholz

Im Strahlenholz, bei Geisenbrunn zwischen der Straße nach Germering und der S-Bahnlinie findet sich ein Hohlweg und mehrere flache Mulden, die sich wie Strahlen den Hang hinaufziehen. Möglicherweise stammt von ihnen der Flurname Strahlenholz. Diese fächerartig auseinanderlaufenden Spuren sind die erodierten und zugewachsenen Reste von Hohlwegen. Sie sind die Überreste eines alten Fernweges, der aus Richtung Pasing und Germering kommend über Gilching nach Westen führte und so den Parsberg umging. Nach einer Urkunde des Jahres 1441 waren „diese Gassen“ schon damals verwachsen und vergangen. Über dem Parsberg verlief ebenfalls ein Verkehrsroute nach Westen, was ausgedehnte Altwegefächer beim Schusterhäusl zeigen.