Römerstraße in Gilching

Ein Teilstück der römischen Straße von Salzburg nach Augsburg führt durch die Gemeinde Gilching. Seit 2003 trägt sie den Namen Via Julia.

Aufbau einer Römerstraße im Querschnitt

Von Gauting kommend, führt sie über Gilching, Steinlach, und Holzhausen weiter nach Schöngeising, wo sie die Amper überquert. Dort wurden die Reste einer römischen Brücke über die Amper gefunden. Durch die Untersuchung der Wachstumsringe (siehe den Link zur Wikipedia-Seite über Dendrochronologie) der hölzernen Brückenpfosten konnten diese auf das Ende des ersten Jahrhunderts datiert werden.

Teile der Trasse wurden wahrscheinlich schon von den Kelten benutzt. Einige spätkeltische Viereckschanzen, wie z.B. die hiesigen vier Schanzen, liegen in unmittelbarer Nähe der Römerstraße.


Straßen der Römer

Wie die Römer Straßen bauten, ist zum Beispiel in dem 10-bändigen Werk von Marcus Pollio Vitruvius “De architectura“ überliefert. Vitruvius lebte im ersten vorchristlichen Jahrhundert.

Das römische Fernstrassennetz in den Provinzen, wie auch hier im Alpenvorland, war nach strategischen Erwägungen Roms geplant, um das Eingreifen und den Nachschub für die Legionen sicherzustellen. Aber auch um den Kurierdienst zwischen Rom und den Statthaltern in den Provinzen zu gewährleisten. Selbstverständlich profitierten davon auch Wirtschaft und Handel. Diese Straßen waren wichtige Handelswege, die teilweise bis in das Mittelalter genutzt wurden.

Die Fernstrassen wurden von Militäreinheiten, aber auch in staatlichem Auftrag von Bauunternehmern gebaut und vom Staat unterhalten. Die Strassen zwischen kleineren Ortschaften und einzelnen Gutshöfen, den sogenannten villae rusticae, wurden von den Dorfbewohnern und Gutsbesitzern im Rahmen einer allgemeinen Dienstpflicht gebaut und unterhalten. Für die Sicherheit und Ordnung auf den Fernstraßen sorgten die Benefiziarier, eine Art Polizei. In Bratananium, dem heutigen Gauting, gab es eine Benefiziarierstation.

Die Strassen waren 6 – 10 m breit und meistens aus dem örtlich vorkommenden Gesteinsmaterial aufgeschüttet. An den Fernstrassen gab es im Abstand von ungefähr einer Tagesreise Raststationen und Herbergen, sogenannte mansiones, an denen Reisende übernachten konnten. Reisende im öffentlichen Auftrag konnten hier auch Pferde wechseln. Auch konnten z.B.  in der Raststation ad Ambrae, dem heutigen Schöngeising, Ochsengespanne gemietet werden, damit die Fuhrwerke den steilen Anstieg von der Amper nach Holzhausen bewältigen konnten.

Auch gab es an allen Fernstraßen Meilensteine. Die Nachbildung eines Meilensteins steht in Gilching an der Ecke Römerstraße/Rathausstraße.

Von der Poebene bis ins oberbayrische Alpenvorland gab es zwei Fernstrassen:

  • die Via Claudia über den Brenner/Reschenpass nach Augsburg in Richtung Donau und
  • die Strasse von Como über Chur nach Bregenz am Bodensee und von dort weiter nach Augsburg

Außerdem gab es mehrere Ost-West-Fernstrassen, von denen eine am südlichen Donauufer in der Nähe des Limes entlang führte. Eine andere war die heute sogenannte Via Julia, die Iuvavum, dem heutigen Salzburg, mit Augusta Vindelicum, heute Augsburg, verband, sowie eine dritte am Fuß der Alpen entlang von Bregenz über Kempten, Epfach am Lech (Abodiacum) in Richtung Salzburg. Außerdem führten durch das Inntal und das Isartal Straßen. In der näheren Umgebung gab es noch eine Nord-Süd-Verbindung, die bei Abodiacum, von der Via Claudia in Richtung Donau abzweigte und über Urusa, heute Raisting, führte. An der Kreuzung dieser Strasse mit der Via Julia, lag Bratananium, das heutige Gauting. Und schließlich wurden bei Inning, kurz unterhalb des Ausflusses der Amper aus dem Ammersee, Pfosten in der Amper aus römischer Zeit gefunden, die eine weitere Brücke vermuten lassen. Somit dürfte es auch eine Römerstraße aus Richtung Landsberg gegeben haben.

Weiterhin verband ein lokales Wegenetz jede villa rustica mit einer Fernstraße oder Verbindungsstraße. Im Gilchinger Gemeindegebiet sind deshalb noch weitere Reste von Wegen zu finden, die die verschiedenen villae rusticae mit der Via Julia verbanden.

Eine ausführlichere Übersicht über römische Straßen in Raetia ist im Link zu Römerstrassen im Lechrain zu finden. Ausführliche Informationen zu den Straßen der Römer enthält auch das Buch ‚Lebensadern des Imperiums – Strassen im Römischen Weltreich‘ von Margot Klee, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2010.