Völkerwanderung in Bayern
Bis in das späte 4. Jahrhundert konnte dem Ansturm germanischer Stämme gegen die Grenzen an Rhein und Donau unter großen Anstrengungen standgehalten werden. Dies gelang durch die Aufnahme germanischer Kämpfer in die römischen Legionen, verbunden mit der Erlaubnis sich auf römischem Gebiet niederzulassen.
Der Zweifrontenkrieg, den das römische Reich im Westen gegen die Germanen und im Osten gegen das neupersische Reich der Sassaniden führte, zehrte an seiner Substanz. Damit nicht genug, brach ab ca. 370 das mittelasiatische Reitervolk der Hunnen in das Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres ein, wodurch viele Germanen und Goten die dort siedelten, wieder nach Westen gegen die Grenzen des römischen Reiches zogen.
Nachdem im Jahre 400 die Westgoten in die Po-Ebene eingebrochen waren, wurde die Legio III Italica, die die Donaugrenze schützte, nach Norditalien abgezogen, um die Po-Ebene zu schützen. In diesen Zeitraum fällt auch die Aufgabe der spätrömischen Siedlung im Mischenrieder Wald zu Beginn des 5. Jahrhunderts, die nach der Fundlage die Legion mit Fleisch versorgt hatte.
Die verbleibenden Truppen waren zu schwach, um die Provinz Rätien (das Gebiet zwischen Inn und Rhein) zu schützen. Die romanisierte keltische Bevölkerung zog sich zum Teil in befestigte Städte oder in den Alpenraum zurück. Andere wanderten in vermeintlich sicherere Gebiete aus. So berichtet der Mönch Eugippius in der Lebensbeschreibung des Heiligen Severin, dass er vor allem durch Verhandlungen mit den eindringenden Germanen die Bevölkerung zu schützen suchte. Als dies immer schwieriger wurde, organisierte er einen Auswanderungstreck vor allem aus der Gegend zwischen Regensburg und Passau.
In den von der romanischen Bevölkerung aufgegebenen Gebieten ließen sich nach und nach Gruppen germanischer Ansiedler nieder. Sie kamen zum Teil von Nordern und Osten über die Donau, zum Teil aus dem Westen, wo sich die Alemannen niedergelassen hatten. Der gotische Geschichtsschreiber Jordanes erwähnt um 551 in seiner Geschichte der Goten, dass östlich der Alemannen die „Baibari“ oder „Baiobari“ siedeln – eine der ersten Erwähnungen der Bayern. 590 starb Garibald I. aus dem Geschlecht der Agilolfinger, der erste bayerische Herzog.
In der näheren Umgebung der Münchener Schotterebene, wie in Germering, Emmering, aber auch Unterhaching wurden zum Teil sehr große Reihengräberfelder gefunden – die damals übliche Bestattungsart. Die darin gefundenen Grabbeigaben lassen auf verschiedene Begräbnissitten schliessen. So folgte ein gutes Drittel der Gräber den germanischen Sitten mit einer mehr oder weniger vollständigen Waffenausstattung bei Männern, während in Frauengräbern häufig vier Fibeln und der Gürtelschmuck gefunden wurden. Knapp die Hälfte der Gräber folgte eher der spätromischen Tradition der Grabbeigaben, nach der nur sehr wenige Utensilien mitgegeben wurden (neben einer Münze, bei Frauen ein Schmuckstück und bei Männern ein Messer oder Handwerksgerät). Einige der Gräber wiesen auch Beigaben mit christlichen Symbolen auf. Aus den verschiedenen Sitten bei Grabbeigaben kann geschlossen werden, dass ein Teil der damals hier lebenden Bevölkerung den römischen Traditionen folgte und nicht dem Abzug der römischen Legion folgte.
Funde aus bajuwarischer Zeit in Gilching sind in den Artikeln Bajuwarische Siedlung, Bajuwarische Gräber und Burg Gilching beschrieben.