Geologische Entwicklung im Gilchinger Raum
Geschichte findet nicht im luftleeren Raum statt; sie wird beeinflusst durch natürliche Gegebenheiten, wie Landschaftsstruktur, Bodenbeschaffenheit, Klima und Vegetation.
Der Landschaft um Gilching wurde – geologisch gesehen – vor allem durch die letzten beiden Eiszeiten (Riß- und Würmeiszeit) der Stempel aufgedrückt. Allerdings finden sich auch Relikte aus der davorliegenden Erdepoche, dem Tertiär. Diese Erdepoche begann vor 65 Mio. Jahren und endete vor 2,6 Mio. Jahren mit dem Beginn einer weltweiten Klimaveränderung, die einen mehrfachen Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten mit sich brachte.
Zum Ende des Erdmittelalters – als vor 65 Mio. Jahren die Saurier ausstarben – gab es hier einen Ozean. Die Küstenlinie verlief am Fuße der südlichen Fränkischen Alb und entlang des Bayerischen Waldes. Die Alpen waren noch nicht entstanden, und das Klima war subtropisch.
Mit der Zeit schob und schiebt sich noch immer die afrikanische Platte aufgrund tektonischer Prozesse gegen die eurasische Platte nach Norden. Dadurch wurden die Alpen – sie sind die „Knautschzone“ des Zusammenstoßes der Platten – nach und nach aufgefaltet und der Ozean, Para-Tethys genannt, fiel trocken. In bestimmten Schichten – sogar auf manchen Gipfeln – sind Meeresfossilien zu finden. Manch markanter Berggipfel, wie zum Beispiel das Ettaler Mandl, war ein Korallenriff.
Das Thermalbad in Erding oder die Geothermieprojekte in Unterhaching und im Würmtal zapfen das tief im Erdinnern eingeschlossene Wasser dieses vergangenen Meeres an.
Nach dem Rückzug des Meeres war das heutige Südbayern eine hügelige, von subtropischen Wäldern bedeckte Landschaft. Die Kohlevorkommen bei Penzberg und Miesbach stammen aus dieser Zeit.
Der Parsberg stammt ebenfalls aus dieser Zeit, wenn gleich auch seine Oberfläche durch die Eiszeit überformt wurde. Der Flinzsand, der auf dem Gelände des Mountainbike-Kurses auf dem Steinberg (oberhalb der Waldbühne) ansteht, ist auch ein Relikt aus dem Tertiär. Genauer gesagt stammt der Flinzsand aus der Oberen Süßwassermolasse. Er ist praktisch der „Abtragungsschutt“ der sich hebenden Alpen.
Wie ein Ozean zu Festland wurde, sei an einigen Karten verdeutlicht, die für die Sonderausstellung „Meeresstrand am Alpenrand“ 2005 des Niederösterreichischen Landesmuseums in St. Pölten erstellt wurden:
Vor circa 35 Mio. Jahren:
Im älteren Tertiär, vor ca. 35 Mio. Jahren, ragen bereits weitflächige Teile der Alpen aus dem Meer, während die Karpaten noch nicht zu Tage treten.
Die Paratethys, das Molassemeer, reicht von der Rhônemündung in weitem Bogen über den Genfer See und das Alpenvorland in Bayern und Österreich nach Osten. Es bestehen breite Verbindungen zwischen Paratethys und Mittelmeer.
Vor 17–13 Mio. Jahren:
Das Molassemeer zieht sich Richtung Osten bis nach Wien zurück. Ein Kuriosum ist, dass dort, wo heute die Donau von West nach Ost fließt, ein Fluss in umgekehrter Richtung floss: Die Rhône hatte ihren Ursprung im Mostviertel westlich von St. Pölten und reichte über die heutigen Täler der oberen Donau und der Saône bis Marseille.
Vor circa 11,5 Mio. Jahren:
Das Molassemeer verliert die Verbindung zum Mittelmeer und zu den anderen Meeren. Das Vorland von Alpen und Karpaten verlandet, innerhalb des Karpatenbogens entsteht vor ca. 11,5 Mio. Jahren der brackische Pannon-See. Die Donau fließt über Krems und Hollabrunn nach Nordosten und mündet im Raum Mistelbach in das vom Pannon-See erfüllte Wiener Becken.
Quelle der Karten: http://de.wikipedia.org/wiki/Erdgeschichte Niederösterreichs