Entwicklung der Vegetation

Landschaft um 6000 vor Chr.


Sobald das Klima milder wurde und die tieferen Bodenschichten auftauten, entstanden zunächst weite Grasflächen. Hier breiteten sich nach und nach Bäume aus, zunächst Birken und Weiden, später dominierte dann die Kiefer. Ab ca. 9000 v. Chr. breiteten sich Hasel, Eiche, Linde, Ulme  und Fichte aus.

Erst ab ca. 7000 v. Chr. taucht die Buche auf. Wälder prägten bis auf Moore und Überschwemmungsgebiete der Flüsse die Landschaft, in denen die uns bekannten heimischen Wildtiere sowie Wisent, Auerochs, Luchs, Bär und Wolf lebten. Allerdings waren die Wälder, aufgrund der vorherrschenden Laubbäume, viel heller und lichtdurchfluteter als die Wälder heute.

Pollendiagramm entnommen aus: „Natürliche und kulturelle Bedingungen der Bewaldung Mitteleuropas“, Hansjörg Küster, in: Der Deutsche Wald, Heft 1, 2001, Hrsg.: Landeszentrale der politischen Bildung Baden-Württemberg

Aus dem abgebildeten Pollendiagramm – um 1975 von Prof. Hansjörg Küster im Görbelmoos aufgenommen – lässt sich für Gilchings Umgebung ableiten, dass zunächst die Kiefer und danach die Hasel vorherrschten. Um 5.500 v.Chr. hat sich dann die Eiche durchgesetzt, mit einem Anteil Fichte. Ab 3.000 v.Chr. begann die Buche der Eiche die Vorrangstellung abzulaufen.

Das Pollendiagramm ist in drei Abschnitte gegliedert, die die unterschiedliche Einflussnahme des Menschen auf die Waldentwicklung darstellen. Phase 1 (unten): Kein merklicher Einfluss. Phase 2 (mittig): Einsetzen des prähistorischen Ackerbaus ab etwa 5.000 v.Chr. in der Region um Gilching mit Verlagerung der Siedlungsflächen. Diese Phase ist durch das sporadische und geringe Auftreten von Getreide- und Hainbuchenpollen gekennzeichnet. Die zum Stockausschlag befähigte Hainbuche diente als wesentlicher Brennholzlieferant. Phase 3 (oben): Ortsfeste Siedlungen mit vergrößerten und verdichteten Wirtschaftsflächen – etwa ab der römischen Herrschaft um die Zeitenwende – daran zu erkennen, dass Getreide- und Hainbuchenpollen kontinuierlich und in größerer Menge vertreten sind. (Die Pollenanteile von Hainbuche und Getreide sind zum Teil in zehnfacher Überhöhung schraffiert dargestellt, wodurch sie in Phase 2 überhaupt erst identifizierbar sind.)

Siedlung der ersten Bauern um 5.500 v. Chr., z.B. an der Donau (Zeichnung aus: „Die Bandkeramiker – Erste Steinzeitbauern in Deutschland“, J.Lüning (Hrsg.), Verlag M.Leidorf GmbH, Rahden/Westf., 2012, S. 28)

Feuchtboden- oder Pfahlbautensiedlung um 3500 v. Chr. z. B. am Bodensee, aber auch am Starnberger See (Zeichnung aus: „Vom Korn der frühen Jahre – Sieben Jahrtausende Ackerbau und Kulturlandschaft „, M.Rösch und M.Heumüller, Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, Heft 55, Landesamt für Denkmalpflege, 2008, S. 19)

Besiedelung im Gilchinger Raum

Direkte Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen vor dem vierten Jahrtausend v. Chr. wurden in Gilching bis jetzt noch nicht gefunden, was u.a. mit ihrer Lebensweise zusammenhängen könnte. Der Rand des Haspelmoors, damals ein See, war dagegen seit ca. 9500 v. Chr. bis  ca. 6000 v. Chr. von Menschen besiedelt, die sich von Sammeln von Wildpflanzen, Jagd und Fischfang ernährten. Sie lebten vermutlich in Behausungen, die den mongolischen Jurten ähnelten. Dort wurden über 11000 Feuersteinabschläge und -werkzeuge gefunden, die zumeist aus lokal gefundenen Feuerstein gefertigt waren. Aber auch damals wurde schon gereist und gehandelt, denn einige der verarbeiteten Feuersteine stammen aqus dem Pariser Becken, aus Brandenburg und aus Norditalien. Besonders bemerkenswert ist der Fund einer Klinge aus Obsidian, ein vulkanisches Glas, das eindeutig von der Insel Melos im Ägäischen Meer stammt.

Auf Germeringer Gebiet unterhalb von Nebel wurde ein Lagerplatz von Jägern und Sammlern aus der Endzeit der Mittelsteinzeit, d.h. vor der Ankunft von Menschen, die Landwirtschaft betrieben,entdeckt. Ab dem fünften Jahrtausend sickerten über das Donautal die ersten Bauern in das südliche Bayern ein, die für ihre Felder den Wald rodeten und immer mehr zurückdrängten.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck wurden Hinweise auf eine Besiedlung im 5. Jahrtausend v. Chr sowie Siedlungen der Schnurkeramik und Glockenbecher-Kultur gefunden( ca. 2500 – 2000 v.Chr.). Bei Pestenacker im nördlichen Landkreis Landsberg/Lech wurden zwei Siedlungen ausgegraben, die um 3500 v.Chr. gegründet wurde, aber nur für kurze Zeit bestanden.

Um 2000 v.Chr. datieren die ersten Hinweise menschlicher Besiedlung im Gilchinger Gemeindegebiet (2 Gräber im Wildmoos, Hockergräber an der Rathausstraße). Sie legten ihre ersten Felder vermutlich auf dem Ölberg, dem Fuchsberg und dem Steinberg an. Dort waren die günstigsten Böden – Löss, ein Geschenk der Eiszeit – zu finden. Als die Besiedlung dichter wurde, wurden weitere Wälder gerodet und in Acker- und Weideland umgewandelt. In Krisenzeiten, als die Bevölkerungsdichte abnahm, breiteten sich die Wälder wieder aus.

Ein Indiz, dass es vor 100-150 Jahren um Gilching sehr viel weniger Wald gab als heute, ist in den Wäldern hinter Rottenried und um das Wildmoos zu finden. Man findet dort in größeren Abständen mächtige Eichen und Buchen mit weit ausladenden Ästen. Im geschlossenen Bestand wachsen die Bäume, in Konkurenz um ausreichend Licht, schnell in die Höhe und verlieren die Seitenäste bereits nach wenigen Jahren, wenn sie nicht mehr genügend Licht bekommen. Dadurch bilden sich lange und relativ schlanke Schäfte aus, die schmale, kurze Kronen tragen. Seitenäste sind da nur Energieverschwendung. Wie kommen die dorthin? Die einleuchtendste Erklärung dafür ist, dass früher dort Weideflächen waren und sich die Eichen und Buchen als Solitärbäume entwickelten. Auf den Weiden dienten sie als Schatt- und Hutebäume.

Neben seiner Rolle als Bau- und Brennholzlieferant, wurde der Wald früher im Herbst als Waldweide genutzt. Die Bauern trieben ihr Vieh (Rinder u.a. Schweine) zur Eichelmast in den Wald.

In der Hallstattzeit (Kelten) um 600 v. Chr., Blick auf die Heuneburg (Zeichnung aus: „Vom Korn der frühen Jahre – Sieben Jahtausende Ackerbau und Kulturlandschaft „, Manfred Rösch und Marion Heumüller, Archäologische informationen aus Baden-Württemberg, Heft 55,Landesamt für Denkmalpflege, 2008, S. 19)

Dorf im Hochmittelalter um 1300 n. Chr. (Zeichnung aus: „Vom Korn der frühen Jahre – Sieben Jahtausende Ackerbau und Kulturlandschaft „, Manfred Rösch und Marion Heumüller, Archäologische informationen aus Baden-Württemberg, Heft 55,Landesamt für Denkmalpflege, 2008, S. 19)