Schulhäuser im Gilchinger Altdorf

Dorfschulmeister – Die Anfänge

Ein Schulunterricht in Gilching wurde erstmals 1652 in den Kirchenprotokollbüchern erwähnt. Der Kirchenvorsteher Martin Caspar forderte 12 Jahre lang erfolglos die Anstellung eines eigenen Schulmeisters durch die Gemeinde. Denn in Gilching wie in den meisten Dörfern wurden die Kinder zumeist nebenberuflich vom Mesner (Kirchendiener) unterrichtet. Der Unterricht, mit Schwerpunkt auf Bibelgeschichten, sowie Lesen, Schreiben, Rechnen und Naturkunde, fand in einem privaten Wohnhaus statt. Schulgebäude gab es kaum, weil die Dörfer die Kosten für den Bau hätten tragen müssen. Das Einkommen der Lehrer wurde vom Schulgeld, das die Eltern zahlten, getragen.

Lange Zeit wurden die meisten Kinder nicht in die Schule geschickt, da es sich vor allem die ärmeren Bauern nicht leisten konnten. Dies änderte sich erst mit der Einführung der Schulpflicht im Jahre 1802.

Erstes Schulhaus in Gilching

Vermutlich ab 1802 gab es in Gilching ein eigenes Schulhaus – ein altes baufälliges Haus am Leitenweg. In einer Weisung der Törring´schen Herrschaft wurde es 1807 als „Schulhaus am Berge“ erwähnt. In diesem Schreiben wird der schlechte Zustand und die zu geringe Größe beklagt. Der damalige Schulraum war nur 5,5 x 5,5 m groß, also knapp 30m², in dem 75 Schüler abwechselnd in 2 Klassen unterrichtet wurden. Weiterhin wurde darin die Gemeinde aufgefordert, das Haus zu sanieren oder ein neues, geeigneteres Schulhaus zu bauen.

1829 wurde das erste Gilchinger Schulhaus gebaut. Das Gebäude in der Pfarrhofgasse 4 gibt es heute noch. Im Erdgeschoss befand sich die Lehrerwohnung, im 1. Stock das 75m² große Schulzimmer. 1830 wurden hier 68 Werktagsschüler und 48 Feiertagsschüler unterrichtet. Die Zahl der Schüler stieg stetig: von 116 (1830) auf 142 Schüler (1876).

1877 wurde in Gilching ein neues, größeres Schulhaus gebaut. Das alte Haus wurde verkauft und eine lokale Biersteuer eingeführt, um den Bau zu finanzieren. Diese Schule hatte zwei Klassenzimmer für 180 Schüler. Bereits im Jahr der Einweihung besuchten 171 Kinder diese Schule. Da die Zahl der Kinder weiterhin stark anstieg, wurde 1911 das dritte Gilchinger Schulhaus eingeweiht: jetzt mit 4 Klassenzimmern. Das bisherige Schulhaus wurde zu einem Wohnhaus für Lehrer umgewandelt. Beide Schulhäuser bestehen heute noch in der Schulstrasse: der heutigen Montessori-Kindergarten und das Wohnhaus auf der rechten Seite.

Einführung der Schulpflicht im Jahre 1802

Für die Kinder in Bayern bestand ab 1802 eine zweigeteilte Schulpflicht. Vom 6. – 12. Lebensjahr besuchten Kinder montags bis samstags die Werktagsschule. Und für die 13- bis 18-jährigen gab es sonn- und feiertags nach der Kirche die Feiertagsschule. Besonders Kinder aus ärmeren Familien fehlten oft in der Schule, da sie auf dem elterlichen Hof das Vieh hüten, die kleineren Geschwister versorgen oder bei der Ernte helfen mussten. Lesen und Schreiben wurde nicht immer als nützlich angesehen. Aber schließlich setzte sich auch auf dem Land die Schulpflicht durch, da das Abschlusszeugnis nötig war, um den elterlichen Bauernhof übernehmen zu können, ein Handwerk ausüben zu dürfen und ein Ehefähigkeitszeugnis zu bekommen, ohne dass damals niemand heiraten durfte.