Zehn bajuwarische Glasperlen, Foto: Dirk Bach

Glasperlen der Kiltine

(ausgestellt in der Dauerausstellung SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus, Bajuwarenzimmer)

Diese Glasperlen stammen von dem weiblichen Individuum, das 2012 bei archäologisch begleitenden Bauarbeiten auf einem Grundstück an der Römerstrasse entdeckt wurde. Die Entdeckung der drei Skelette, die der Verein Zeitreise Gilching als Kiltis (nach der 1. urkundlichen Erwähnung Gilchings: Kiltoahinga) benannt hat, war der Anstoß für die Dauerausstellung ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘. Sie stammen aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. (Frühmittelalter).

Vermutlich gehörten diese wenigen unverzierten und undurchscheinenden (opaken) Glasperlen, die im Halsbereich der Kiltine gefunden wurden, zu einem unscheinbaren Collier. Möglich ist, dass die Kette aus weiteren Perlen aus organischem Material wie Holz bestanden hat. Diese sind jedoch durch die Lagerung im Erdreich vergangen. Auch die Glasperlen selbst erscheinen tönern und sind für einen Laien nicht als solche zu erkennen. Im Originalzustand waren sie farbenfroh und glänzend.

Die relativ großen (alle jedoch mit einem Durchmesser von unter 1,0 cm), unverzierten Perlen in opakem Weiß (2) und opakem Grünblau (2) sind von doppelkonischer bis fäßchenförmiger Gestalt. Sie gehören einer Ware an, die in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert und vor allem während der Jahrhundertmitte bei den Bajuwaren sehr häufig und in großen Mengen vorkam. Dazu kommen sechs ähnlich große Perlen in kräftigem opakem Orange. Diese entwickelten sich in der zweiten Jahrhunderthälfte zur Massenware, welche die Colliers dominierten und manchmal Anteile von bis zu 80 % erreichten.

Somit ergibt sich eine Datierung von Kiltines Perlenkette zwischen die Mitte und die letzten Jahrzehnte des 7. Jahrhunderts.

Andere Beigaben waren hier nicht vorhanden. Warum die Kiltine lediglich eine Kette als Beigabe bei sich hatte kann nur vermutet werden: während das Beigaben-Brauchtum in der Zeit um 600 n. Chr. seine höchste Entfaltung erlebte, kam es im Verlauf des 7. Jahrhunderts wieder zu einem allmählichen Rückgang. Die Beigabe der Perlen(kette) der Kiltine könnte als Hinweis auf diesen Wendepunkt in den Bestattungssitten interpretiert werden.

Kiltine mit den Glasperlen, Foto: Dig it!

Umzeichnung von Dr. Tobias Brendle

Bajuwarische Perlen
Glas (opak), unverziert
2 Weiße
2 Grünblaue
6 Orangene
Durchmesser: zwischen 0,7 cm und 1,0 cm
Eigentümer: Gemeinde Gilching

Zusätzliche Infos:
Ausführlicher Artikel zur Einordnung der Kiltis von Dr. Tobias Brendle (Kiltoahinga um 660 n. Chr.: Die merowingerzeitlichen Grabfunde vom Steinlacher Weg entführen ins Gilching vor 1.350 Jahren) im aktuellen OrtsgeschichtenJournal 2018; erhältlich für € 3,- in der Gemeindebücherei Gilching und im ‚SchichtWerk‘ zu den bekannten Öffnungszeiten.

Weitere Informationen zum ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘
unter www.schichtwerk-gilching.de.