Foto: Detlef Bach

Leibriemendurchzug vom Spathagurt des Kilti

Bei diesem quadrastischen aus Eisen bestehendem, tauschierten Objekt handelt es sich um den Leibriemendurchzug vom Spathagurt des Kilti. Seine Schauseite ist im Tierstil bichrom tauschiert (Messing vor Silbergrund). Das Zierfeld ist durch ein Punktband aus alternierenden Silber- und Messingpunkten eingefasst.

Auf der Rückseite sind stellenweise Lederreste vom Riemen ankorrodiert und man findet zahlreiche Reste und Abdrücke von Insektenpuppen.

Abb.: Dr. Tobias Brendle

Abb.: Dr. Tobias BrendleDer Spathagurt mit seinen eisernen Beschlägen gewinnt seinen Wert durch die aufwändige Verarbeitung durch die sogenannte Tauschierung. Bei dieser Technik wurden in das Eisen schmale Rinnen eingraviert oder eingeschnitten, in die man Drähte aus Silber oder Messing einhämmerte. Nach dem Abschleifen und Glätten der Oberfläche wurden die Beschläge gebläut: man legte sie für einige Minuten in glühende Holzkohle, wodurch sie bläulichschwarz anliefen und einen kräftigen Farbkontrast zum Silberglanz sowie dem goldfarbenen Messing entwickelten.

Abb.: Dr. Tobias Brendle

Die Garnitur ist im sogenannten „Typ Civezzano“ verziert (wie die meisten aus bislang bekannten Reihengräberfeldern). Dieser Typus ist nach einem sehr reich ausgestatteten Fürstengrab der Langobarden benannt, das 1885 beim Dorf Civezzano nahe von Trient im nördlichen Italien ausgegraben wurde. Civezzano-Garnituren wurden in den Jahren um 600 in Italien entwickelt – zur Zeit des dortigen Langobardenreiches. Bald darauf trafen Importstücke aus dem Süden auch nördlich der Alpen bei Alamannen und Bajuwaren ein, wo gegen 610/620 eine eigene einheimische Produktion einsetzte. Den Höhepunkt ihrer Verbreitung erlebten diese Gurte zur Mitte des 7. Jahrhunderts. Somit datiert das Grabmal des Kilti ins 7. Jahrhundert, d.h. in die jüngere Merowingerzeit. Allerdings muß die Garnitur vor etwa 680 in den Boden gekommen sein.
Charakteristisch für die Darstellungen im 7. Jahrhundert sind stilisiert dargestellte Tiere mit bandförmigen Leibern, die sich ineinander verschlingen und verbeißen. Die einzelnen Tiere sind dabei nicht immer leicht auseinander zu halten oder zu erkennen. Bei unserem Leibriemendurchzug könnte es sich um Vögel(-köpfe) mit geöffnetem Schnabel handeln. Die Kreise wären dann die Augen.

Zu finden ist das Objekt im Bajuwarischen Zimmer in der Vitrine mit den Grabbeigaben des Kilti, bezeichnet als Nr. 5.

Quelle: Dr. Tobias Brendle, Die merowingerzeitlichen Grabfunde vom Steinlacher Weg entführen ins Gilching vor 1.350 Jahren, Ortsgeschichten Journal 2018, Zeitreise Gilching e. V.

Leibriemendurchzug vom Spathagurt des Kilti
Beschreibung:quadratischer Leibriemendurchzug, ca. 2,6 x 2,6 cm, Dicke bis ca. 0,6 cm
Material: Eisen mit Einlagen aus Silber und Messing
Eigentümer: Gemeinde Gilching

Weitere Informationen zum ‚SchichtWerk – Zeitreisen im Wersonhaus‘
unter www.schichtwerk-gilching.de.